Donald Trump: Mafia-Boss mit Schmalzlocke

F. William Engdahl in info.kopp-verlag.de

Alle vier Jahre dürfen die Amerikaner über einen Präsidenten abstimmen. Der letzte Präsident, der möglicherweise dem Land und der Welt etwas Positives gebracht hat, war John F. Kennedy (JFK). Kurz vor seiner Ermordung unternahm JFK Schritte, um aus dem Vietnamkrieg herauszukommen.


Er führte geheime Gespräche mit dem sowjetischen Regierungschef Nikita Chruschtschow, um sicherzustellen, dass eine Wiederholung der Kuba-Raketenkrise von 1962, ein Beinahe-Atomkrieg aufgrund von Fehlkalkulationen, nie eintreten würde. (Das war schlecht für den militärisch-industriellen Komplex in den USA und unter anderem für die Rockefellers.) Kurz gesagt, JFK begann, bei dem Programm auszuscheren.

JFK wurde, wie allgemein bekannt, am 22. November 1963 auf der Dealey Plaza in Dallas ermordet. Zu seinen Mördern gehörten Netzwerke der CIA unter Allen Dulles. Darin gab es einen damals jungen CIA-Agenten namens G.H.W. Bush.

Des Weiteren gehörten dazu Elemente der Mafia von New Orleans um den Mafia-Boss Carlos Marcello, Elemente der Polizei von Dallas, der Gangster und Nachtclub-Besitzer Jack Ruby mit Verbindungen zur Mafia und zur CIA, der politische Boss von Texas, Vizepräsident Lyndon B. Johnson und Pentagon-Kreise.

Der einzige Unschuldige war derjenige, den Rubin umlegte, um ihn zum Schweigen zu bringen: Lee Harvey Oswald.

Das liegt nun schon 53 Jahre zurück. Ich war an dem Tag in Dallas, als Kennedy erschossen wurde. Die Fernsehszenen brannten sich in mein Gedächtnis als nationales Trauma ein, wie damals bei den meisten Amerikanern.

Seitdem wurde aus den Vereinigten Staaten von Amerika, dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen, allmählich eine Nation der Verwirrten, Wütenden, der verlorenen Seelen, die nicht mehr wissen, warum wir noch als Nation existieren sollten.

Wir haben den Blick für das verloren, was aus unserem moralischen Sinn und Zweck geworden ist, der so schön in den Dokumenten unserer Gründerväter am Ende des 18. Jahrhunderts beschrieben worden war. Was wir mit unserer Wut, Frustration und dem wachsenden Gefühl der Ohnmacht als Volk anstellen, ist, diese Wut auf die Welt zu übertragen, indem wir Kriege, immer wieder und überall Kriege, entfachen, in Vietnam, in Afghanistan, im Irak, in Libyen, in Syrien, Kriege an unserer Grenze zu Mexiko, Kriege in unseren Städten und so weiter und so fort.

Wir machen uns nicht einmal die Mühe, herauszufinden, für welchen moralischen Zweck die Kriege geführt werden. Wir verzichten schon seit langer Zeit auf die moralischen offenen Proteste, die in den 1960er und 1970er Jahren während des Vietnamkrieges so hervorstechend waren.

JFK folgte als Präsident Lyndon B. Johnson (LBJ), ein Kriegsverbrecher und noch viel Schlimmeres. Diesem folgte »Tricky Dick« (der trickreiche) Nixon nach, ein Republikaner mit einer schmutzigen Vergangenheit. Ihn haben Henry Kissinger und der Rockefeller-Clan mit »Watergate« gestürzt. Danach kam Nixons Vizepräsident Gerald Ford. Eines der wenigen Dinge, bei denen ich LBJ beipflichten könnte, war dessen Kommentar zu Ford, den Johnson noch aus seiner Zeit als Senator kannte: »Er konnte nicht zugleich gehen und Kaugummi kauen.« Das passte denen, die ihn an die Macht gehievt hatten, gut ins Konzept. Gehirn und unabhängiges Denken, wie bei JFK, war bei »ihren« Präsidenten nicht erwünscht. Nelson Rockefeller war Fords Vizepräsident, um für ihn gleichzeitig das Gehen und Kaugummikauen zu übernehmen.

Als die Bevölkerung den Republikaner Ford über hatte, wählte sie einen Demokraten, den in Georgia geborenen Gouverneur und Erdnussfarmer Jimmy Carter, einen »wiedergeborenen« christlichen Sektierer. Was die Amerikaner nicht wussten, war, dass jeder bedeutendereKabinettsposten in Carters Regierung auch der seines Sicherheitsberaters Zbigniew Brzeziński, von einem sehr geheimen privaten Club Carter vor die Nase gesetzt worden war.

 

Dieser Club war von David Rockefeller und Brzeziński 1973 gegründet worden, um die Globalisierungspolitik in Nordamerika, Europa und Japan unter Kontrolle zu halten. Man nannte den Club dementsprechend Trilaterale Kommission.

Zur den von Rockefellers Trilateraler Kommission ausgewählten Mitgliedern der Carter-Regierung gehörten neben Carter und Brzeziński Walter F. Mondale (Vizepräsident), Cyrus Vance (Außenminister und Neffe John W. Davis‘ von der JPMorgan Bank, der auch der erste Präsident des Council of Foreign Relations CFR war), W. Michael Blumenthal (Finanzminister), Harold Brown (Verteidigungsminister), Andrew Young (Botschafter bei den Vereinten Nationen), Paul A. Volcker, Vorstandsvorsitzender der Federal Reserve (Fed).

Auf David Rockefellers Carter-Präsidentschaft folgte die des Republikaners Ronald Reagan, eines Hollywood-Schauspielers der B-Klasse, mit George H. W. Bush als Vizepräsident. Er war ein »Vice« im wahrsten Sinne des Wortes (engl. »vice« bedeutet auf Deutsch auch »Laster«, Anm. d. Übers.). Er leitete Reagans falsch etikettierten »Krieg gegen Rauschgift« sowie das kriminelle Unternehmen, das später unter der Bezeichnung »Iran-Contra Gate« bekannt wurde. Der Ex-CIA-Chef Bush führte weitestgehend Reagans Präsidentschaft durch, bis er 1988 selbst mit dem schon lange gehegten Ziel, das Land zu führen und zu ruinieren, an dessen Stelle trat.

Danach kam »Bubba« Bill Clinton. Er wurde vom Mafia-Boss John Gotti treffend als »einer aus dem weißen Abschaum in den Wohnwagensiedlungen von Arkansas« beschrieben. Dieser Präsident glaubte offenbar, dass Vergewaltigung ein Vorrecht politischer Amtsträger war. Clinton, vor der Wahl 1992 ein enger Familienfreund der beiden Bushs, war zuvor Gouverneur von Arkansas und übersah als Generalstaatsanwalt laut Zeugenaussagen gegen Briefumschläge voller 100-Dollar-Scheine bereitwillig Flugzeugladungen an Kokain der CIA auf dem Flughafen Mena in Arkansas.1

Die meisten strafrechtlichen Ermittlungen gegen Regierungsmitglieder unter allen US-Präsidenten erfolgten während der Präsidentschaft Bill Clintons. Clinton war eine Art »Baby-Sitter« im Oval Office (im Präsidentenbüro), bis es dem Bush-Clan gelang, die Wahl von 2000 mithilfe einer verfassungswidrigen Entscheidung des Obersten Gerichts der USA (Supreme Court) so zu manipulieren, dass George W. Bush Präsident werden konnte – zusammen mit Dick Cheney, der als Vizepräsident den größten Teil der Show erledigte.

Als die Finanzkrise von 2007/2008 die Träume der Amerikaner in der Immobilienblase platzen ließ und sich die Kriege in Afghanistan und im Irak als völliges Fiasko erwiesen, verlangten die meisten Amerikaner »verzweifelt« nach einem Wechsel. Was sie bekamen, war eine Hollywood-Fiktion in Form eines CIA-Günstlings, des ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barack Obama. Hinter den Kulissen wurde Obama von den gleichen Kreisen der Wall-Street-Banken, der Unternehmen des militärisch-industriellen Komplexes und der Agrarindustrie und Firmen wie Monsanto gelenkt – eine weitere kriegführende Katastrophe für Amerika.

Nun werden die Amerikaner wieder aufgefordert, über einen neuen Präsidenten abzustimmen. So wie es bis heute, Mitte März 2016, aussieht, wird es zu einem Wettrennen zwischen Hillary Clinton aufseiten der Demokraten und Donald Trump, einem Zirkusclown, aufseiten der Republikaner kommen. Dieser ist – wie einige meinen – eine würdige Neuauflage aus der urkomischen Mel-Brooks-Komödie The Producers (dt. Titel: »Frühling für Hitler«) von 1967. Darin würde Trump mit seiner beachtlichen Schmalzlocken-Frisur Zero Mostels Rolle des intriganten, manipulativen, scheiternden Broadway-Produzenten Max Bialystock spielen.

Zero Mostel als bankrotter Broadway-Produzent in Mel Brooks‘ Film hatte etwas von Trump. Er war ein wahres Genie. Beachten Sie die komisch-absurde Frisur, die Trump imitiert.

Mafia-Boss mit düsterer Vergangenheit

Präsidentschaftskandidat Trump bevorzugt den großartigen Ehrennamen »Der Donald«. In Wirklichkeit – und um seiner Herkunft nach ehrlich zu sein – sollte er »Don« wie der Mafia-Boss Don Corleone in dem Film Der Pate heißen. Trumps Vergangenheit ist so sehr mit dem organisierten Verbrechen verflochten, dass kaum zu glauben ist, weshalb das händeringend gegen Trump vorgehende Establishment der Republikanischen Partei oder Hillary Clinton das nicht in jeder Zeitung Amerikas breitgetreten haben.

Trump wurde kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs vor etwa 70 Jahren in Jamaica Queens im Staat New York geboren. Er war der Sohn Fred Trumps, eines großen New Yorker Immobilien- und Bau-Unternehmers. Wie jedem Taxifahrer oder Barbesitzer wohl bekannt ist, musste jemand, der im Bauwesen von New York Erfolg hat, damals wie heute freundschaftliche Beziehungen zur Mafia unterhalten, genauso wie die Leute im Müllabfuhr-Geschäft oder bei der Hafen-Kontrolle. Fred Trumps Sohn Don verließ die Handelsschule, um in Papa Freds Bau- und Immobilien-Geschäft in New York City einzusteigen.

Trumps früher Mentor für die Art und Weise, wie man in New York das glitschige und düstere Baugeschäft betreibt, war einer der widerlichsten Typen in New York, ein Anwalt namens Roy Cohn.

Cohn war nach Berichten in den frühen 1950er-Jahren der Anwalt des schmierigen US-Senators Joe McCarthy und leitete dessen wahnsinnig paranoide Kampagne gegen nicht genannte Kommunisten im State Department. Cohns Biograf, Nicholas von Hoffman, stellte fest: Cohn »lebte in einer Matrix von Verbrechen und unethischem Verhalten … bezog einen wesentlichen Teil seiner Einkünfte aus illegalen oder unethischen Intrigen und Verschwörungen«. Seine Verbindungen zum Mob waren so eng, dass er den Bossen an der Spitze der Mafia, wie Frank Costello, erlaubte, ihre Sitzungen in seiner Kanzlei abzuhalten, so dass sie als Anwaltsklienten das Immunitäts-Privileg beanspruchen konnten.2

Über Cohn, von dem es 1986 hieß, er sei an AIDS gestorben, schreibt von Hoffman, er sei »der bekannteste nicht im Show-Geschäft tätige Homosexuelle im Land gewesen«. Er war Ende der 1970er-Jahre Anwalt des als »Studio 54« bekannten Nachtclubs in Manhattan, in dem bekanntermaßen Kokain geschnupft wurde.

Von Hoffman schrieb über die Orgien Cohns im Studio 54: »Für besonders gefeierte Prominente fanden die wildesten Partys im Keller statt … zusammen mit den Homosexuellen, Transsexuellen und Transvestiten der High Society…« Cohn feierte einige der größten Geburtstags-Knaller, an denen mindestens bei einer Gelegenheit die »wichtigen Offiziellen der demokratischen, republikanischen und konservativen Parteien, die meisten der wichtigsten gewählten Vertreter der Stadt, eine Reihe von Kongressabgeordneten, der Oberste Richter des US-Bezirksgerichts, teilnahmen; mit dabei war unter Roys Bekannten … Donald Trump.«

Der Don von heute und sein damaliger Anwalt und Mentor, Mafia-Anwalt Roy Cohn (übernommen von AP / John Locher / Foto-Montage Salon)

Wie war das? Donald Trump, der Anwalt des organisierten Verbrechens, Roy Cohn, Kokain-Orgien im Keller von Studio 54, und das in Anwesenheit von Richtern und Politikern aller Parteien? In einem Interview beschrieb Trump sogar selbst eine solche Orgie im Studio 54, an der er teilgenommen hatte: »Ich konnte sehen, wie es Topmodels besorgt wurde, recht bekannten Topmodels, denen es auf einer Bank mitten im Raum besorgt wurde. Es gab da sieben von ihnen und jeder wurde es von einem anderen Typen besorgt. Das geschah mitten im Raum.«3 Er vermied es zu sagen, ob er einer von diesen sieben Typen war.

In den 1970er-Jahren heuerte Trump in seinen 20er-Jahren, als er das Immobilien- und Bau-Geschäft seines Vaters in New York übernommen hatte, Roy Cohn als seinen Anwalt und »Fixer« (Mittelsmann bei illegalen Geschäften) an.

Trump und Cohn besuchten zusammen regelmäßig das Studio 54, dessen Anwalt Cohn war. Trump hatte, Berichten zufolge, sogar ein Foto von Cohn in seinem  Büro aufgestellt.

1979 führte Cohn Trump bei einem Spezialisten für schmutzige politische Geschäfte namens Roger Stone ein. Trump und Stone blieben bis heute eng miteinander verbunden. Stone arbeitete seit 1987 mit Trump bei Kampagnen, auch im gegenwärtigen Präsidentschaftswahlkampf, zusammen. Er war zusammen mit Trump angeklagt und wegen illegaler Verstöße gegen Kampagnen-Regeln zu Geldstrafen verurteilt worden, als sie gegen die Errichtung indianischer Casinos als Konkurrenz zu Trumps Casinos in Atlantic City vorgegangen waren.

Stones Ratschlag für Trump und andere Kunden lautete: »Gib nichts zu, leugne alles, starte einen Gegenangriff … Wenn dich jemand hereinlegt,  dann gib es ihm zurück, aber viel stärker.« Trump lernte Stones Methoden recht gut. 2015 hatte Trump auch wieder Stone als Manager seines republikanischen Präsidentschaftswahlkampfs eingestellt, ihn aber schon im August gefeuert, weil er Berichten zufolge sich zu viel von Trumps wachsenden Erfolgen zugute hielt. Der Don liebt es, sich alle Anerkennung selbst zuzuschreiben. Er ist schließlich großartig.

Mafia-Kumpels des Don

Seitdem er in seinen 20er-Jahren vom New Yorker Mafia-Anwalt Roy Cohn betreut wurde, stand der Don immer mit Figuren der Mafia in Beziehung. Bezeichnenderweise bestritt Trump immer, wie es sich für einen Günstling Roy Cohns gehört, gewusst zu haben, dass es sich um Figuren des organisierten Verbrechens gehandelt habe.

Don Trump trat 1987 in die Welt der Glücksspiel-Geschäfte ein. Spielcasinos wurden verschiedentlich mit Geldwäsche der Mafia sowie mit Geld aus verdeckten Operationen der CIA wie im Falle von Iran-Contra Gate, in Verbindung gebracht. Man nimmt schmutziges Geld und macht es »sauber«, verwischt seine Herkunft. Las Vegas war dazu von Meyer Lansky aufgebaut worden,  dem verstorbenen Leiter dessen, was während der Prohibition »Mörder GmbH« genannt wurde.

Lansky führte die Spielcasinos auf Kuba in der Zeit vor Castro, bis die kubanische Revolution von 1959 ihn und seine Casinos hinauswarf. 1987, ein Jahr nachdem sein Mentor und enger Freund Roy Cohn an AIDS gestorben war, kaufte Trump die kontrollierende Mehrheit von 93 Prozent an einer zweifelhaften Casino-Gesellschaft auf den Bahamas namens Resorts International.

Resorts International war aus einer Tarnfirma der CIA zur Geldwäsche hervorgegangen, die CIA-Chef Allen Dulles in den 1950er-Jahren gegründet hatte. Sie bekam den harmlos klingenden Namen »Mary Carter Paint Corporation« und fusionierte später mithilfe von CIA-Geldern mit Jim Crosbys zur Crosby-Miller Corporation.

Ihr Name wurde 1968 in »Resorts International« umgeändert. Die Firma betrieb Spielcasinos in der Karibik. 1963 beteiligte sich Alvin I. Malnik, ein Spitzen-Gefolgsmann des Verbrecher-Bosses Meyer Lansky, stark an Mary Carter/Resorts. Resorts International finanzierte ein Referendum in New Jersey, das Casino-Glücksspiel in einer Stadt des Staates, in Atlantic City, legalisierte.

Jim Crosby war angeblich ein CIA-Strohmann, der später eine private Sicherheitsfirma namens Intertel gründete. Zu deren Kunden zählten der verstorbene Schah des Iran und der ehemaligeDiktator Nicaraguas, Anastasio Somoza.4 Dann starb dieser. Seine Familie verkaufte den 93-prozentigen Anteil an Resorts International im März 1987 an den Don, an Donald Trump.5

Zu den Casinos in Atlantic City war es im Jahre zuvor aufgrund einer Entscheidung bei einem Mafia-Treffen des Meyer-Lansky-Syndikats in Acapulco gekommen. Man wollte die Aktivitäten über Las Vegas hinaus ausweiten. Resorts International, damals eines der erfolgreichsten Casino-Unternehmen, wurde dazu benutzt. Trump war 1987 in diese bezaubernde Welt eingetreten.

1991 bekamen Trump und sein Trump Plaza Casino in Atlantic City Schwierigkeiten mit der Casino-Aufsichtsbehörde von New Jersey wegen seines Verkehrs mit Robert Libutti, einem Pferdezüchter und Glücksspieler mit hohen Einsätzen.

Dieser erhielt später wegen seiner Verbindungen zu Mafia-Boss John Gotti so etwas wie Hausverbot für Atlantic City. Als man Trump über seine Beziehungen zu Libutti befragte, erwiderte dieser wie stets, dass er sich an den Namen »nicht erinnern könne«. Trump sagte dem Philadelphia Inquirer auf die Frage nach seiner Beziehung zu Libutti: »Ich habe gehört, dass er mit hohen Einsätzen spielt, aber wenn er hier vor mir stünde, würde ich ihn an seinem Aussehen nicht erkennen.«

Da gab es nur das Problem, dass Libuttis Tochter, Edith Creamer, Yahoo News erzählt hat, dass Trumps Bericht falsch sei. »Er ist ein Lügner«, sagte Creamer. »Natürlich kannte er ihn. Ich flog in [Trumps] Hubschrauber zusammen mit [Trumps damaliger Frau] Ivana und den Kindern. Mein Vater flog hin und wieder auch mit [nach Atlantic City]. Meine Geburtstagsfeier zum 35. fand im Plaza statt und Donald war auch dabei. Nach der Party gingen wir auf sein Boot, seine große Yacht. Ich mag Trump, aber es kotzt mich an, dass er leugnet, meinen Vater zu kennen.«6

2010 ernannte der Don Felix H. Sater alias Satter, ein Vorstandsmitglied bei Bayrock Group LLC, zu seinem »Hauptwirtschaftsberater«. Er bekam ein Büro neben dem von Trump, dazu eine Trump-Visitenkarte. Saters Firma Bayrock war mit Trump beim Hochhaus-Hotel Trump Soho in Manhattan und bei anderen Geschäften mit bekannten Luxusimmobilien eine Partnerschaft eingegangen. Sater hatte sich 1998 der Erpressung für schuldig bekannt, wegen seiner Rolle in einer 40-Millionen-Dollar-Aktienbetrugs-Intrige, an der auch die Verbrecher-Familie Bonanno beteiligt war.

Als ein Reporter von Associated Press im Dezember 2015 Trump wegen Sater befragte, antwortete der Don wie üblich: »Felix Sater, Junge, da muss ich sogar nachdenken. Ich bin mit ihm nicht so vertraut.« Ein Sprecher der Trump-Organisation gab öffentlich zu, dass Sater noch nach der Offenlegung seines kriminellen Hintergrundes für Trump gearbeitet hatte. Sater war ein russischer Emigrant, der 1974 nach Brooklyn ausgewandert war.7

Eine amerikanische Erfolgsgeschichte?

Trump wurde zu einem politischen Phänomen. Er ist bei den frustrierten Amerikanern beliebt, welche die verlogenen Politiker in Washington satt haben. Er gewinnt die Unterstützung der traditionell demokratischen Gewerkschaften, weil er Obamas Handelsabkommen Trans Pacific Partnership angreift, weil es noch mehr amerikanische Arbeitsplätze stiehlt.

Er findet Unterstützung bei verwirrten, wütenden, arbeitslosen oder unterbeschäftigten Wählern, weil er verspricht, an der mexikanischen Grenze eine Mauer zu errichten, um illegale Flüchtlinge, die er Drogenhändler und Kriminelle nennt, fernzuhalten.

Auf ähnliche Weise erhält er die Unterstützung der »schweigenden Mehrheit«, wenn er vorschlägt – und das im völligen Widerspruch zur Verfassung der USA –, Muslimen ganz und gar den Zugang in die Vereinigten Staaten zu verwehren.

Der Don hat jemanden in den Kulissen stehen, vielleicht den alten Kumpan Roger Stone, der ihm sehr geschickt Ratschläge über die »heißen Eisen« in den Köpfen der Wähler erteilt. Diesen kommt er wie jeder geschickte Demagoge nach. Er tut das in vernünftigen Scheibchen. Er legt kein kohärentes Programm für den Wiederaufbau Amerikas oder für den Umgang mit der Existenzkrise der Nation vor, er verkündet nur, er könne »sich mit Putin zusammensetzen« und ein Abkommen ausarbeiten. Worum es dabei gehen soll, sagt er nie.

Trumps Kampagnen-Webseite verkündet die inzwischen bekannte Phrase: »Trump verkörpert das Wesen der amerikanischen Erfolgsgeschichte, er gibt immer wieder die Standards für hervorragende Leistungen in der Wirtschaft, im Immobiliengeschäft und bei der Unterhaltungsindustrie vor.«

Was er bewusst nicht hochspielt, ist, dass er wiederholt mit seinen Spielcasinos Konkurs angemeldet hat, aber dann aus der Insolvenz auf verdächtige Weise wie die sprichwörtlich duftende Rose hervorgegangen ist. Trumps Hotel- und Casino-Unternehmen haben zwischen 1991 und 2014 fünfmal Konkurs angemeldet. Weil bei Geschäften das Vergleichsverfahren nach Kapitel 11 der Insolvenzordnung greift, durften sie weiterarbeiten, während die Eigentümer versuchten, sich über den Verkauf von Anteilen und einen Schuldenerlass mit den Investoren zu vergleichen.

Laut einem Bericht von Forbes aus dem Jahr 2011 waren die ersten vier Konkurse das Ergebnis von zu hohen Krediten, die auf die Hotel- und Casino-Geschäfte in Atlantic City gezogen worden waren, nämlich auf Trumps Firmen Taj Mahal, Trump Plaza Hotel, Trump Hotels and Casino-Resorts und Trump Entertainment Resorts.

Trump sagte dazu auftrumpfend: »Ich habe die Gesetze dieses Landes angewendet, um die Schulden abzubauen. … Wir werden das Unternehmen behalten. Wir werden es einem Insolvenzverfahren unterziehen. Wir werden mit den Banken verhandeln. Wir werden ein fantastisches Geschäft machen. Es ist, wissen Sie, wie in der Fernsehshow The Apprentice. Es ist nichts Persönliches, rein geschäftlich.«8

Zwei mögliche Schlussfolgerungen sind aus den oben gemachten Angaben über die fast 50-jährige Geschichte des Geschäftsmannes Donald Trump und seiner unübersehbaren Schar von Geschäftspartnern mit Beziehungen zur Mafia zu ziehen. Entweder ist es, wie er immer wieder sagt, wahr, dass er von deren Mafiaverbindungen nichts gewusst und mit ihnen wegen ihrer überlegenen unternehmerischen Fähigkeiten zusammengearbeitet hat.

In diesem Fall ist Don Trump, nachdem er es 50 Jahre lang auf erbärmliche Weise an der elementaren Sorgfaltspflicht hat fehlen lassen, die Hintergründe derjenigen zu überprüfen, mit denen er in sehr heiklen Positionen zusammengearbeitet hat, schon aus Gründen der nationalen Sicherheit nachweislich nicht qualifiziert, auch nur Gärtner im Weißen Haus zu werden. Andererseits wäre Don Trump, falls diese Beziehungen zu Roy Cohn bis hin zu den anderen Kontakten der letzten Jahre bewusst und in klarer Absicht unterhalten wurden, ein pathologisch narzisstischer Immobilien- und Casino-Gangster, der niemals in die Nähe des mächtigsten Amtes der Erde gelangen sollte.


Wer profitiert vom Krieg gegen den Terror?

Amerika hat sich seit dem 11.9.2001 an einen permanenten Kriegszustand gewöhnt. Nur ein kleiner Teil der Gesellschaft – darunter viele arme Jugendliche vom Land, die zur Armee gehen – kämpft und stirbt, während eine fest etablierte nationale Sicherheitselite zwischen hohen Posten in Staatsapparat, Auftragsfirmen, Denkfabriken und Fernsehstudios rotiert.

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